Gortyn

(altgriechisch Gortyn Γορτύν oder Gortyna Γόρτυνα, neugriechisch Gortys Γόρτυς)

Von Lentas kommend über Miamou, Plora und Platanos weiter nach Mitropoli erreicht man direkt die bedeutende Ausgrabungsstätte der antiken Stadt Gortyn. Die heute viel befahrene Hauptstraße nach Heraklion führt direkt durch das ehemalige Zentrum dieser wichtigen antiken Stadt, die Jahrhunderte lang unter den Römern die Hauptstadt Kretas und einer römischen Provinz in Nordafrika war.

Seit 6000 Jahren ist die Gegend um Gortyn kontinuierlich bewohnt und sie scheint in ihrer Blütezeit die menschenreichste Stadt Kretas gewesen zu sein (die Einwohnerzahl wird auf 35.000 bis 40.000 geschätzt). Lentas, damals die antike Stadt Lebén, war neben Matala ein wichtiger Hafen für Gortyn und ein bedeutender Umschlaghafen zwischen Ägypten und dem Osten.

Mit der arabischen Eroberung 828 n. Chr. verlor die Stadt Gortyn an Bedeutung bis sie schließlich verlassen wurde und nahezu tausend Jahre in Vergessenheit geriet, von der Natur weitgehend überwuchert wurde und deren Ruinen erst in neuerer Zeit wiederentdeckt wurden.

Weltberühmtheit erlangte Gortyn durch die Freilegung von Gesetzestafeln (die Große Inschrift), die aus der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. stammen. Die in Stein gemeißelte Inschrift enthält den Gesetzeskodex der antiken Stadt Gortyn und es ist die früheste Gesetzesschrift Europas, die das bürgerliche Privatrecht ordnet, quasi ein erstes öffentliches Nachschlagewerk in Sachen Rechtsbelehrung. Das Stadtrecht von Gortyn ist ein erstaunliches Zeugnis liberaler und gerechter Gesetzgebung und die größten Philosophen der Antike hatten eine hohe Achtung vor der Fortschrittlichkeit und Freiheitlichkeit des Stadtrechts von Gortyn.

Eine weitere Besonderheit daran ist, dass jede zweite Zeile in Spiegelschrift verfasst ist (genannt bustrophedon "wie der Weg des Ochsen beim Pflügen").

Die antiken Gesetzestafeln befinden sich heute an der Stelle, an der sie 1857 entdeckt wurden: auf dem zentralen archäologischen Gelände von Gortyn (nördlich der Hauptstraße), eingemauert in einem runden Bau im römischen Odeon. Auf dem Gelände stehen auch die Überreste der Titusbasilika und auf einer Hügelkuppe Ruinen der Akropolis und des griechischen Theaters.

Südlich der Hauptstraße, verborgen in einem großen Olivenhain liegen weitere antike Ausgrabungen versteckt. Hier kann man auf einem großen Gelände in aller Ruhe zwischen den uralten Olivenbäumen Überreste der antiken Stadt entdecken, die teilweise in einem erstaunlich guten Zustand sind. 

 

Informationen Gortyn

  • Adonis Vasilakis: Die große Inschrift des Gesetzeskodex von Gortyn. 
    Verlag MYSTIS, Heraklion 2005, ISBN 960-885342-7.
  • Stadtrecht_von_Gortys